Sie sind hier„Ehre, wem Ehre gebührt!“ - Hans Paasche ehren! Ein Aufruf aus den Städten Bremen und Rostock
Erstellt am 19. April 2021 - 15:00
Hans Paasche war ein Denker von beklemmender Modernität. Seine Schriften und sein Engagement weisen ihn als herausragende Persönlichkeit der Jugend-, Ökologie-, Lebensre-form- und Friedensbewegung aus und geben Einblick in seine Wandlung vom Marine- und Kolonialoffizier zu einem bedeutenden Fürsprecher der Völker Afrikas und zugleich zu einem unerbittlichen Ankläger des deutschen Militarismus. Vieles von dem, was er gesagt und geschrieben hat, lädt uns ein, unsere heutige Haltung zu den Fragen von Krieg und Frieden ebenso zu überdenken wie unser Verhältnis zu Natur und Umwelt. Paasche, am 3. April 1881 in Rostock geboren, ist einem großbürgerlichen Elternhaus auf-gewachsen. 1900 trat er auf Drängen seines Vaters, des späteren Reichstagsvizepräsidenten Hermann Paasche, in die Kaiserliche Marine ein und war ab 1904 als Offizier auf einem Kreuzer vor der Küste Deutsch-Ostafrikas eingesetzt. In diese Zeit fiel auch seine Teilnahme an der brutalen Niederschlagung des Maji-Maji-Aufstands 1905/07, was einen Wandlungsprozess einleitete. Zwei Jahre später verließ er die Marine. Der Kapitänleutnant a.D. heiratete und kehrte zusammen mit seiner Frau nach Afrika zu einer Expedition nach den Quellen des Weißen Nils zurück. Seine Liebe zu diesem Kontinent und seinen Menschen äußerte sich in seiner 1912 zunächst in Briefform veröffentlichten kolonialismuskritischen Publikation „Die Forschungsreise des Afrikaners Lukanga Mukara ins innerste Deutschland“, die nicht nur dem Hohenzollernreich einen entlarvenden Spiegel vorhielt. Zu Kriegsbeginn 1914 meldete sich Hans Paasche in die Marine zurück, die ihn aber 1916 wegen seiner antimilitaristischen Haltung entließ. Er ging in den politischen Untergrund. 1917 inhaftiert, wurde ihm Aufforderung zum Hochverrat vorgeworfen. Um einem Prozess von öffentlichem Aufsehen aus dem Weg zu gehen, erklärte man ihn für geisteskrank und nahm ihn in einem Sanatorium in Schutzhaft. Im November 1918 von revolutionären Matrosen befreit, wirkte er bis zur Entmachtung der Räte als Beauftragter für Auswärtiges und Waffenstillstandsbedingungen des Vollzugsrats der Arbeiter- und Soldatenräte. Nach dem Tod seiner Frau im Dezember 1918 lebte Paasche mit seinen vier Kindern auf seinem Gut „Waldfrieden“ (heute in Polen). In seinen Schriften kritisierte er die Schuldigen am Krieg, setzte sich für soziale Gerechtigkeit und ökologisches Wirtschaften ein. Ausdrücklich begrüßte er den Verlust der deutschen Kolonien. Am 21. Mai 1920 wurde er von rechtsradikal gesinnten Reichswehrsoldaten bei einer Hausdurchsuchung „auf der Flucht“ erschossen. Der Mord blieb ungesühnt. Hans Paasche ist ein überzeugender historischer Zeuge für die längst überfällige Würdigung einer anderen Traditionslinie in der deutschen Geschichte. Die Erinnerung an sein Leben und Wirken gehört in den öffentlichen Raum, sie gehört zum demokratischen Diskurs in unserer Gesellschaft – und nicht zuletzt als wichtiger Beitrag zur heutigen und künftigen Erinnerungskultur. Seit kurzem bemühen sich Einzelpersonen und Initiativen in Rostock und Bremen, das Gedenken an ihn wachzuhalten. In welcher konkreten Form dem stattgegeben wird, mag vor Ort entschieden werden. In Bremen ist inzwischen der Vorschlag gemacht worden, das ehemalige „Bundeswehr-hochhaus“ nach Hans Paasche zu benennen. Allerdings müsste die „Gewoba“ (Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft), die das Gebäude übernommen hat und zu großen Teilen der Stadt bzw. dem Land Bremen gehört, sich ebenfalls dafür aussprechen. Wir bitten Sie, diesen Aufruf durch Ihre Unterschrift zu unterstützen, um so der Verwirklichung unseres Anliegens in den beiden Städten größeres Gewicht zu geben. Vorschläge und Mitarbeit sind willkommen. Helmut Donat, Bremen Dr. Cornelia Mannewitz, Rostock Ich stimme dem Aufruf zu und bin damit einverstanden, dass mein Name und Wohnort sowie meine Berufsbezeichnung veröffentlicht wird: Vorname: Name: Straße: PLZ und Ort: Beruf/Tätigkeit: Email-Adresse: Bitte richten Sie Ihre Antwort per Email an: Rostocker-Friedensbuendnis(at)web.de >>> Aufruf als Flyer im Anhang >>>
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