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Feier der Rüstungsindustrie und erneuter Bruch der Zivilklausel der Universität Rostock: Deutscher Luft- und Raumfahrtkongress vom 22. bis 24. September

Der Kongress der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt 2015 findet in Rostock statt. 700 Teilnehmer tagen seit gestern in der Stadthalle. Zum Rahmenprogramm gehört auch ein Besuch bei der Luftwaffe: im Eurofighter-Fliegerhorst Laage. Die Stadt ist stolz darauf, den Kongress hier ausrichten zu können. Aber was bringt er für die Stadt mit sich?

In erster Linie eine Aufwertung ihrer Rüstungsindustrie: Luft- und Raumfahrtunternehmen von MV wurden nach der Deindustrialisierung der „Wende“-Jahre um Airbus (damals noch EADS) herum gezielt in Rostock angesiedelt. Unter ihnen sind erklärte Rüstungszulieferer. Rostock gilt heute als aufstrebende Luft- und Raumfahrtregion.

Aber auch eine Unterstützung von Militärforschung: Wissenschaftler der Universität Rostock beteiligen sich an dem Kongress. Dabei gibt es auch Einbindungen in das diesjährige Sonderthema des Kongresses, „Maritime Sicherheit und Anwendungen der Luft- und Raumfahrt“. Beispielsweise kommt ein Vortrag mit dem Titel „Globale maritime Sicherheitsstrategie der EU: Lageerfassung, Überwachung und Informationsaustausch im maritimen Bereich“ aus der Universität Rostock. Wie dieses Thema in den Ohren der Flüchtlinge klingt, die sich zurzeit in Rostock aufhalten, und derer, die demnächst mit der zweiten Stufe der militärischen Flüchtlingsabwehr durch die EU konfrontiert werden, lässt sich nur ahnen. Wie sich dieses wissenschaftliche Engagement mit der Zivilklausel in der Grundordnung der Universität Rostock vereinbart, sollten die Wissenschaftler selbst beantworten, auch gegenüber den Gremien der Universität.

Außerdem ist der Kongress eine gute Gelegenheit, Netzwerke zu knüpfen und zu stärken. Besonders pikant dabei: Auch diese Branche rekrutiert frühzeitig an Bildungseinrichtungen. 100 Studenten konnten ein Ticket für die Kongressteilnahme gewinnen und wurden gleichzeitig zu einem Vortrag des DLR-Vorstands mit anschließendem Imbiss inklusive ungezwungenem Austausch mit Wissenschaftlern des DLR eingeladen. Und damit nicht genug: Der letzte Tag des Kongresses wurde zum Schülertag erklärt. Über 80 Schüler ab 12 Jahren und ihre Lehrer werden im Technologiepark Warnemünde erwartet. Unter den Unterstützern beider Aktionen ist die Universität Rostock. Sie teilt sich ihren Einsatz mit den übrigen Sponsoren des Kongresses - Firmen und Forschungseinrichtungen, die Rüstung entwickeln und produzieren oder über starke Rüstungssparten verfügen: Diehl Aerosystems, Liebherr-Aerospace, Airbus, OHB und anderen.

Luft- und Raumfahrt ist Hightech. Laien fasziniert sie. Wirtschaftsstrategen erscheint sie als effektives Mittel, Unternehmen in eine Region zu locken. Auf beides stützt die Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt ihren Kongress und wirbt gleichzeitig um Sympathie für Militär und Militärforschung in der Gesellschaft. Wir dagegen sind der Meinung:

- Militär und Rüstung sind keine Perspektive für die Region.

- Die Verschmelzung von Zivilem und Militärischem in der Wissenschaft muss ständig kritisch hinterfragt werden. Wir rufen dazu auf, dass das auch im Umfeld dieses Kongresses getan wird.

Rostocker Friedensbündnis

Regionalgruppe Mittleres Mecklenburg der Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK)